Rede auf der Wiesbadener
Schüler-Friedens-Demo am 6. März 2003

Ich freue mich, wie zahlreich ihr erschienen seid. Ich stehe vor euch als Vertreterin des Arbeitskreis Frieden, des SSRs, aber vor allem stehe ich vor euch als Schüler, als Mensch, als Bürger dieser Welt. Eine Welt, die nicht allen Sicherheit und Frieden garantieren kann. Wir alle sehnen uns nach Sicherheit, doch wie viel Sicherheit brauchen wir, ohne Gefahr zu laufen, uns in unserem Leben mit Kontrollen und verschärften Gesetzen so einzuschränken, dass wir in unserem eigenem Sicherheitsgefängnis leben müssen.

Wir alle fordern Frieden, Frieden, ein frommer Wunsch, der von der vielen Regierungen mit Füßen getreten wird.

Keiner von uns stellt sich gegen das amerikanische Volk, nein, wir zeigen uns solidarisch mit ihm, vor allem mit der immer größer werdenden  Friedensbewegung, die Präsident Bush als chaotische Minderheit bezeichnet, was nur wieder zeigt, wie viel Achtung dieser Mann vor seinem eigenem Volk hat. Auch Amerikas engster Verbündeter Großbritannien missachtet die Stimme seines Volkes, so sind 70–80% der britischen Bevölkerung gegen einen Präventivschlag, in London gingen eine Million Menschen auf die Straße, um ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen.

Aber auch unsere Bundesregierung muss ihr klar formuliertes Nein zum Krieg noch klarer untermauern, denn wie kann man konsequent einen Krieg ablehnen, wenn man noch Spürpanzer und ABC-Trupps in Kuwait stationiert hat, die dort mit den Amerikanern kooperieren?

Wenn wir über einen möglichen Krieg im Irak sprechen, so sollten wir uns nicht nur über die steigenden Ölpreise und die Tatsache aufregen, dass die USA das alte Europa so gut wie ignorieren, sondern was mich noch viel wütender macht, ist die voraussehbare humanitäre Katerstrophe. Einen Krieg gegen ein Land zu führen, in dem zwei Drittel der Bevölkerung am Existenzminimum leben, gegen ein Land, in dem viele Menschen nicht wissen, ob sie morgen noch was zu essen haben werden, wäre einfach ein Verbrechen an der Menschheit. Keiner von uns kann sich vorstellen, wie es ist, in einem Land zu leben, in dem nur die wenigsten über sauberes Wasser verfügen oder gar die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen.

Wenn wir an den ersten Golfkrieg zurück denken, viele von uns waren damals noch sehr jung, auch ich kann mich nur noch dunkel an die Angst meiner Eltern und die Hamstereinkäufe an Mineralwasser erinnern, so musste sich die damalige US Regierung eingestehen, Saddam Hussein nicht gestürzt zu haben, sondern tausende der Zivilbevölkerung ermordet zu haben.

Aber wir sollten nicht nur die amerikanische Regierung angreifen, sondern auch die Großkonzerne, die im Aufbau nach dem Krieg Geld wittern und durchaus versuchen, Einfluss auf die Politik zu nehmen.

Ich möchte nicht zusehen, wie wir immer mehr in einer Welt leben, in der Angst und das Recht des Stärkeren regiert, das möchte keiner von uns allen. Darum sagen wir, Wiesbadens Schüler: Politiker dieser Welt, gebt dem Frieden eine Chance!!!  

Caro Rühling

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