Offener Brief an Präsident Bush

Hi,  Mr. President,
wir, die  Betriebsgruppe der Gewerkschaft VERDI in der DELTA  LLOYD GRUPPE  Wiesbaden, wenden uns mit einer Bitte an Sie.Ihr für den 23.02.2005 geplanter Besuch im Rhein-Main-Gebiet bringt die Beschäftigten in große Schwierigkeiten.
Es ist uns bewusst, dass die massiven Sicherheitsvorkehrungen für Ihre Person durchaus notwendig sind. Es ist sicherlich auch für Sie beängstigend, sich außerhalb Ihres Heimatlandes nur bewegen zu können, wenn Sie vollkommen abgeschirmt werden.
Auch wir möchten Sie in Sicherheit wissen, weil wir der Meinung sind, dass Gewalt niemals ein Mittel sein kann, mit Andersdenkenden umzugehen. Doch haben die dazu erforderlichen Sicherheitsmassnahmen direkte Auswirkungen auf die Beschäftigten im Rhein-Main-Gebiet.
Wir können nämlich am 23.02.2005 aufgrund Ihres Besuches unsere Arbeitsplätze nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten erreichen.
Dies führt dazu, dass die sowieso schon angeschlagene deutsche Wirtschaft im Rhein-Main-Gebiet, wenn überhaupt, nur mit Notbesetzungen den Betrieb aufrecht erhalten kann.
Im Sinne der deutsch-amerikanischen Freundschaft bitten wir Sie deshalb, Ihren geplanten Besuch zu überdenken.
Es ist für alle Seiten kein gutes Zeichen, wenn der Besuch eines Staatsmannes nur durchgeführt werden kann, wenn hunderttausende Beschäftigte ihrer Arbeit nicht nachgehen können.
Wir wollen Ihre Sicherheit nicht gefährdet wissen, aber auch ohne Einschränkungen unserer täglichen Arbeit nachgehen können.
Deshalb wäre es schön, wenn Sie Ihren Besuch absagen würden.
Lassen Sie uns gemeinsam für eine friedliche Welt ohne Hass und Gewalt sorgen, damit auch Sie zukünftig ohne Ängste andere Länder bereisen können.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Betriebsgruppe der Gewerkschaft VERDI in der DELTA  LLOYD GRUPPE


An den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

Geplanter Besuch von US-Präsident George W. Bush in Mainz am 23. Februar 2005 oder Wo sind wir denn? – Offener Brief

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

dem Vernehmen nach wollen Sie am 23. Februar 2005 den US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush offiziell in Mainz empfangen.
Erstmals am 2. Februar berichtet die Frankfurter Rundschau mit Bezug auf die Frankfurter Neue Presse von geplanten Sperrungen sämtlicher Autobahnen, Zugverbindungen und Was­serstraße im Rhein-Main-Gebiet anläßlich dieses Besuchs. „Es sieht so aus, daß der Verkehr im Rhein-Main-Gebiet zum Erliegen kommen wird“ hieß es bei der Polizei in Mainz.
Die Berichte der nämlichen Zeitung am 4.2. und 9.2. und die Meldungen anderer Zeitungen und Radiostationen bliesen ins gleiche Horn.

Der Wiesbadener Kurier berichtete gar von Vorschlägen, Arbeitnehmer sollten Urlaub nehmen, die Firmen sollten mit Notbesetzungen arbeiten, die Schulen schließen etc. pp.
Sieht man einmal davon ab, ob man mit George W. Bush, einen Aggressor, oh Pardon, einen Kämpfer gegen Terror / Terrorismus überhaupt als Gast in seiner Stadt / Nachbarstadt / Land haben möchte, bleibt doch Folgendes:
Allenthalben lassen sich Mitglieder Ihrer Bundesregierung vernehmen, es muß mehr gearbeitet werden, die Wochenarbeitszeit muß erhöht werden, Feiertage sollen fallen, Urlaubstage dito, die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sowieso, von PISA ganz zu schweigen.
Bleibt doch die Frage wie ernst das Lamento gemeint ist, wie notwendig zur Rettung des Standorts Deutschland, zur Senkung der Arbeitslosenzahlen, Reformen statt Stillstand und vieles Weitere mehr.
Meinen Sie wirklich immer was Sie da sagen, dann, ja dann kann auch das Rhein-Main-Gebiet auf gar keinen Fall auf die vielen Millionen Arbeits- und Schulstunden verzichten, auch nicht beim Besuch des George W. Bush. Wenn dieser Herr der Meinung ist, daß er Potemkinsche Dörfer braucht, dann soll er doch dort hinfahren, wo es sie noch gibt, nicht wahr; wir jedenfalls brauchen diesen Stillstand nicht.
Auf Ihre Antwort bin ich gespannt.
Mit freundlichen und friedliebenden Grüßen, Ursula Zehfuß, Wiesbaden


An US-Präsident George W. Bush

Herr Präsident,

ich erwarte von Ihnen, dass Sie entweder bleiben, wo Sie hingehören, oder wenigstens nicht die massiven Sicherheitsvorkehrungen verlangen, die während Ihres für den 23.02.2005 geplanten Besuchs das Rhein-Main-Gebiet lahm legen. Ihretwegen werde ich an diesem Tag meinen Arbeitsplatz nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten erreichen können; das sind Sie mir nicht wert.

In unserem Alten Europa gilt immer noch der Grundsatz, dass Gewalt ein denkbar ungeeignetes Mittel ist, mit einem Andersdenkenden umzugehen; von daher haben Sie hier nichts zu befürchten. Es ist aber für alle Beteiligten geradezu peinlich, dass Sie glauben, unser Land nur besuchen zu können, wenn Tausende für Ihre Sicherheit da sind und Hunderttausende ihrer Arbeit nicht nachgehen können.

Sie sind hier ohnehin nicht willkommen, und dieser Sicherheitsfetischismus macht Sie bestimmt nicht beliebter.

Falls Sie wirklich Angst empfinden und das ganze Getue nicht nur Ihren Status unterstreichen soll, gönne ich Ihnen diese Angst, denn sie ist der Preis für den Hass und die Gewalt, die Sie in die Welt getragen haben.

Erich Stichel M.A.

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