Demo am 22. Februar
2003 im Koblenz
Demonstrieren
ist auf keinen Fall umsonst
So kann es
nicht weiter gehen, man kann sich doch nicht alles gefallen lassen!
Wenigstens ein
Zeichen muss man setzen, dass man gegen diesen Krieg um Öl und die Machenschaften Bushs
ist. Mit dieser Idee im Hinterkopf zog ich also mit einer Freundin am 22. Februar
nach Koblenz zur Demonstration, stolz wie Harry, mit meinem selbst gebastelten Schild
bewaffnet:
The
Poor Die
The Rich Profit
Not
in our name!
machten
die Lettern meines Plakates deutlich!
Da wir etwas zu
spät waren und noch das Schild an den Tragestock tackern mussten (wie bekomme ich dieses
Schild sonst ins Auto), trafen wir die Menge der Demonstranten und zogen mit ihnen weiter
hinter einem kleinen Lastwagen her, der uns den Weg durch die Shopping-Fanatiker bahnte
und uns außerdem noch mit Musik versorgte. Die Masse von ca. 2000 Leuten (Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung) schob sich unüberhörbar durch die Altstadt zum Jesuitenplatz
und dort angekommen wurde die Ladefläche des LKWs zu einer kleinen Bühne umgebaut, auf
der die Redner stehen konnten. Der Veranstalter begrüßte begeistert die Menge und
forderte immer wieder dazu auf, noch mehr zusammenzurücken, denn langsam wurde es recht
eng auf dem nicht gerade kleinen Platz. So stand eine hoch motivierte Menge bei
phantastischem Wetter erwartungsvoll auf dem Jesuitenplatz in Koblenz und die drei Reden
wurden nur durch lauten Beifall oder empörte Zwischenrufe (über die Machenschaften der
Bush-Regierung) unterbrochen. Es wurde deutlich, dass eine anti-amerikanische Stimmung
falsch ist und auch nicht von den Friedensbefürwortern verbreitet wird, sondern sehr wohl
die Solidarität mit amerikanischen Kriegsgegnern vorhanden ist. Doch nur weil Amerika uns
vor 55 Jahren (da soll sich unser eins auch noch dran erinnern) mit CarePaketen
versorgt hat was ja an sich wirklich toll, aber doch schon ne Weile her ist - müssen wir ja nicht blind alles das tun, was
Präsident Bush von uns erwartet.
Außerdem
informierten die Redner über einen gestellten Filmbericht, dem zufolge im Irak
Frühgeborene aus ihren Brutkästen geholt und aus dem Fenster geworfen worden wären, was
aber ein Film von der amerikanischen Regierung gewesen sei, und dass eine Frau, die mit
dafür verantwortlich war, jetzt (!!!) mit der Aufgabe betraut ist, die Bevölkerung mit
Information zu versorgen, was momentan in der Welt geschieht und die Regierung so
veranstaltet kein Kommentar!!
Sehr positiv
überrascht war ein Redner über die große Anzahl an Jugendlichen auf der Demo und
meinte, da solle doch noch mal jemand behaupten, unsere Jugend sei faul, dumm und
unpolitisch! Ja, wir haben definitiv das Gegenteil bewiesen.
Nachdem alle Reden
gehört und die Sachen wieder zusammengepackt waren zog der Trupp - wie vorher unüberhörbar und mit lautstarkem
Protest gegen den Krieg und die amerikanische Außenpolitik weiter durch die Stadt
bis zum Rhein vor das <Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung> (BWB).
Wieder wurden zwei
Reden gehalten und auch das Wetter war immer noch sehr gnädig zu uns: strahlender
Sonnschein! Dann marschierten wir wieder weiter zum <Plan>, ein Platz an der
Löhrstraße. Unterwegs beim <stop and go> (jemand mit Megaphon ruft stop and
go, die Masse wartet bis die Vorderen ein gutes Stück Vorsprung haben, man zählt
von 10 runter bis 0 und dann rennt Alles los bis man wieder bei den Anderen ist) hat sich
dann noch netterweise mein Schild von dem Tragestock verabschiedet, aber einen guten
Demonstranten kann ja nichts erschüttern, man trägt das Schild eben zu zweit und tackert
es bei der nächsten Gelegenheit wieder an.
Am Plan angekommen
gab es noch zwei Abschlussreden, doch es hatten sich anscheinend schon recht viele Leute
wieder in ihre Wohnstätten begeben, denn die Reihen hatten sich deutlich gelichtet. Zum
Schluss lobte der Veranstalter nochmals erfreut die doch ziemlich hohe Zahl der
Demonstranten und alle waren wir glücklich, wenigstens unsere Meinung kund getan zu
haben. Auf dem Weg zum Parkplatz, wo wir abgeholt wurden, trug ich mein Schild immer noch
stolz durch die Gegend und rief noch kein Krieg, damit auch die nicht ganz so
in Englisch Bewanderten die Aussage meines Schildes verstehen konnten. So kam es, dass
eine Frau, die gerade darauf wartete, dass die Ampel grün wurde, sich lächelnd umdrehte
und mir ein Bravo entgegnete. Dann auf dem Parkplatz angekommen, fragte uns
eine ältere Dame einiges über die Demonstration und meinte abschließend: Ich
finde das wirklich toll, dass so junge Leut sich schon so engagieren!.
Schon allein diese
Aussagen haben uns gezeigt, dass das Demonstrieren auf keinen Fall umsonst ist, weil man
ja angeblich nichts ändern kann. Doch selbst wenn man nur einen Menschen zum Nachdenken
angeregt hat, ist das doch schon ein gutes Resultat. Außerdem haben wir das Recht, unsere
Meinung friedlich öffentlich zu vertreten, also warum nur auf dem Sofa rumhängen und
meckern? Dadurch kann man erst recht keine Veränderung bewirken! Ich kann wirklich jedem
nur raten, auch für seine Meinung einzutreten und sich nicht alles einfach so gefallen zu
lassen.
Tabea Nagel