Demonstration
am 16. November: Bilder und Presseecho
Es
geht nur um die Kontrolle übers Öl
Mehr als 400 Menschen demonstrierten auf
dem Mauritiusplatz gegen einen neuen Irak-Krieg
Vom 18.11.2002
bär. In der Vorweihnachtszeit auf Frieden auf Erden zu hoffen, entspringt
vielleicht einem edlen Gemüt, aber nicht den realen Vorgängen. Weil dies so ist, fanden
sich an diesem Wochenende mehr als 400 Menschen auf dem Mauritiusplatz zusammen, um
Solidarität von unten, statt Bomben von oben zu bekunden. Die
Initiative Gewerkschafter und Jugend gegen den Krieg hatte zu der
Demonstration gegen den Irak-Krieg aufgerufen.
Aus England überbrachte der Wiesbadener
Musiker Rigolf Nemitz aufmunternde Worte von Dieter Bornschlegel und der dortigen
Friedensinitiative Vision Europe Vision Peace um zahlreiche Rockgruppen aus
Europa und den USA. Der Krieg im Irak, darin sind sich die Teilnehmer, darunter Gruppen
wie Pax Christi oder attac, einig, gelte keinem anderen Ziel, als die Kontrolle
über die zweitgrößten Ölreserven der Welt zu erlangen. Diplomatische
Manöver könnten vielleicht kurzzeitig den Blick auf den Truppenaufmarsch am Golf
trüben, warnte der Organisator der Donnerstags-Demonstrationen, Hans-Gerd Oefinger,
weiter. Eine über 200000 Mann starke Bodeninvasion und 50000 US-Soldaten und britische
Armisten, die bereits am Golf stationiert seien, gäben aber unübersehbar deutliche
Zeichen. Es sei damit zu rechnen, dass die Detonation im Januar oder Ende Februar dann
auch unüberhörbar bei uns nicht mehr zu ignorieren sein werde.
Niemand kann das Regime des Saddam
Hussein gut heißen, erklärte Oefinger weiter, das skrupellose Vorgehen gegen
Minderheiten und jedwede Opposition in diesem Lande. Nur müsse auch klar sein, dass
eben dieses Unrechtsregime von keinem anderen groß gemacht worden sei, als in
den 80er Jahren vom damaligen Sonderbeauftragten der Reagan-Regierung dem heutigem
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Und deutsche Firmen lieferten das Gift
dazu.
Das Versprechen der deutschen Regierung (das
ihr immerhin den Wahlsieg beschert habe), sich nicht am Irak-Krieg zu beteiligen, werde
jetzt unterhöhlt durch Außenminister Fischers vorauseilend gehorsames nicht
aktiv. Aber den USA den Rücken frei zu halten durch logistische und
infrastrukturelle Unterstützung, heißt dies denn etwas anderes, als dass deutsche
Spürpanzer nach Kuwait rollen sollen?
Es sei an der Zeit, sich die Frage zu stellen, wer etwas von einem Krieg habe? Der Kriegsgewinn jedenfalls, rief der Stadtverordnete Harmut Bohrer mit seinem Beitrag einmal mehr ins Bewusstsein, lande stets in den Taschen der Siegermächte und multinationalen Konzerne: Die Bevölkerung hat am Krieg noch nie etwas gewonnen. (Aus WIesbadener Tagblatt)
Kein
Blut für Öl als Protest-Parole
Ungefähr 300
Demonstrationsteilnehmer protestierten gegen die amerikanische Irak-Politik
Vom 18.11.2002
Von Kurier-Mitarbeiter Sebastian Herold
Ungefähr 300 Menschen unterschiedlichstem
Alters versammelten sich am Samstagmorgen in der Fußgängerzone, um ihrer Sorge vor einem
drohenden Krieg im Irak Ausdruck zu verleihen. Eine große Menschenmenge blockierte vielen
Einkaufsbummlern den Weg durch die Kirchgasse. Auf dem Mauritiusplatz fand eine
Demonstration gegen den drohenden Krieg im Irak statt. Es war die größte
Antikriegs-Protestaktion dieser Art in Wiesbaden seit Monaten. Organisiert wurde sie
gemeinsam vom Antikriegsbündnis Wiesbaden und der Friedensinitiative Mainz.
Zwischen dem Glühweinstand und dem Zelt, in
dem der Lions-Club seine Kalender anbot, stand ein rotes Auto mit einem
Lautsprecher auf dem Dach. Der Anhänger war das Podium, von dem Hans Gerd Öfinger vom
Bündnis die etwa 300 Teilnehmer begrüßte. Glaubt nicht, dass mit der Entsendung
der Inspektoren in den Irak, die Kriegsgefahr gebannt sei, sagte Öfinger und wies
in seiner Rede darauf hin, welch verheerende Folgen ein Krieg im Irak für die
Bevölkerung und Region haben würde.
Hinter dem massiven Druck, den die USA auf
den Irak ausüben, vermutete Öfinger ein handfestes Interesse an den reichhaltigen
Ölvorkommen des Landes. Weswegen er die Parole der Friedensbewegung aus Zeiten des
Golfkriegs im Jahr 1991 wieder aufgriff und skandierte: Kein Blut für Öl ,
was von den Demonstranten mit Klatschen beantwortet wurde.
Zum Schluss forderte der Redner von der Bundesregierung, sich auch logistisch und finanziell nicht an dem drohenden Krieg zu beteiligen. Im Anschluss an seine Rede setzte sich der Menschenpulk von einer Polizeieskorte begleitet in Bewegung und zog durch die Innenstadt auf das Dernsche Gelände, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Mit von der Partie war auch der Stadtverordnete Hartmut Bohrer von der Linken Liste. (Aus: Wiesbadener Kurier)
AUFRUF
ZUR DEMONSTRATION
GEGEN DEN DROHENDEN IRAK-KRIEG
SAMSTAG
16. NOVEMBER 2002 - 11 UHR
WIESBADEN - MAURITIUSPLATZ
Lasst
uns gemeinsam den Krieg gegen den Irak stoppen!
Wir akzeptieren nicht, dass es diesen
Krieg geben soll, und wir glauben nicht an seine Unausweichlichkeit. In jedem Land Europas
gibt es schon heute eine massive Opposition gegen diesen Krieg. Vielerorts begannen die
Menschen, sich aktiv für den Frieden einzusetzen. Dieser Krieg wäre nicht nur eine
Katastrophe für das Volk des Irak, er wäre eine Katastrophe für alle Völker des Nahen
und Mittleren Ostens und weit darüber hinaus. Wir sind überzeugt, dass internationale
Konflikte mit friedlichen Mitteln gelöst werden müssen und dass ein solcher Krieg
keinerlei Lösung bringt, sondern die Gefahren für die Welt vergrößern wird.
Das wichtigste Motiv hinter diesen
geplanten Feldzug ist das Interesse der USA am irakischen Erdöl, dem schwarzen Gold in
dieser Region. Der Irak ist immerhin das Land mit den zweithöchsten Ressourcen an Erdöl
weltweit und soll nach jüngsten Schätzungen über 315 Milliarden Barrel Öl verfügen!
Besonders problematisch sehen es die USA und Großbritannien, dass Saddam Hussein bereits
für die Zeit nach den Sanktionen Lieferverträge mit Frankreich, Russland, China und
vielen anderen Staaten abgeschlossen hat. Die USA wollen eine direkte Kontrolle über alle
Erdölfördergebiete in der Golfregion. Damit wollen sie die Preise für Erdöl niedrig
halten und den Zugriff ihrer Energiekonzerne auf die Ölreserven sichern. Keine Regierung
der USA war jemals so eng persönlich mit der Ölindustrie verflochten wir die
gegenwärtige US-Administration.
All jene, die für Solidarität mit dem
Volk des Irak eintreten, finden im Weißen Haus kein Gehör. Aber wir haben die Chance,
die Regierungen Europas zu beeinflussen, von denen sich etliche bereits gegen diesen Krieg
erklären. Wir fordern alle Staats- und Regierungschefs Europas auf: Sprechen Sie sich
öffentlich gegen diesen Krieg aus, unabhängig davon, ob die UNO ihn am Ende billigt oder
nicht! Fordern Sie von George W. Bush, auf seine Kriegspläne zu verzichten!
Eine deutsche Beteiligung an
einem Krieg gegen den Irak wird es nicht geben. So zumindest hat es die Bundesregierung
vor der Wahl gesagt. Damit dies keine leeren Worte bleiben, fordern wir:
Sofortigen Abzug aller
Bundeswehrsoldaten und Spürpanzer aus Kuwait und Abzug aller Bundeswehreinheiten aus den
Einsatzgebieten in Zentralasien, im Nahen und Mittleren Osten und Ostafrika!
Erklärung der
Bundesregierung, dass es frühere Zusagen für eine Unterstützung der USA im Krieg gegen
den Irak nicht gegeben hat bzw. diese nicht mehr bindend sind!
Keine finanzielle Unterstützung der USA! Keine Zurverfügungstellung der militärischen Infrastruktur in Deutschland einschließlich US-amerikanischer Basen wie Spangdahlem, Ramstein, Frankfurt-Airport u.a.
Aufhebung des
Bündnisfalls und Veto innerhalb der NATO gegen einen Irak-Krieg!
Keine weitere Umrüstung
der Bundeswehr auf die Führung von Angriffskriegen! Auflösung der Spezialkräfte (KSK)!
Wir rufen die Menschen in diesem Lande
auf, alles zu unternehmen, um größtmöglichen Widerstand gegen den Krieg zu
mobilisieren. In zahlreichen Ländern Europas sind für die nächsten Wochen
Massendemonstrationen vorbereitet. Die Bewegungen in allen Ländern Europas ermutigen wir,
diesen Beispielen zu folgen. Die Zeit drängt!
Gemeinsam müssen wir diesen Krieg
stoppen!
Diesen Aufruf des Antikriegsbündnisses
Wiesbaden und der Friedensinitiative Mainz zur Demo am 16.11. unterstützen bisher:
Attac-Mainz,
Attac-Wiesbaden, Autonome Linke Neumünster, Cafe-Klatsch in Wiesbaden, Der Funke e.V. in
Wiesbaden, DFG-VK (Gruppen Mainz und Wiesbaden), DKP Mainz, DKP Wiesbaden, Gegendruck
Wiesbaden, IMECE Volks- und Kulturverein Wiesbaden e.V., Initiative GewerkschafterInnen
und Jugend gegen den Krieg, Wiesbaden, Linke Liste Wiesbaden, Susanne Fischer (Leiterin
des Pariser Hoftheaters in Wiesbaden), pax christi-Bistumsstelle Limburg, PDS Wiesbaden,
RSB Wiesbaden, AG Terre des Hommes Wiesbaden.
Abrighach Abderouf,
Mario Andzinski, Metin Aslan (Juso AG WI-Altstadt), Christoph Mürdter, Neville Claus,
Gisela & Heinz Binnenbruck, Jörg Böckeler, Hartmut Bohrer (Stadtverordneter),
Wilhelm Bührer (Ver.di), Hans-Jörg Grafen, Stefanie Grehn, Katharine Hanisch, Dr.
Heliane Heyn, Mathias Holz, Sabah Kadorah, Ursula Krebs, Petra Metzl, Frank & Christa
Müller, Dipl.-Hdl. Marianne Neugebauer, Hans-Gerd Öfinger (ver.di-Bezirksvorstand),
Freya Pausewang, Florian Pielert, Manuela Pintus, Mark Rödiger, Fr. Rüppel, Maria Clara
Roque-Öfinger, Dunja Sand, Rico Schneider, Thorsten Schröder, Gunhild Siebert, Peter
Silbereisen, Julian Weber, Josef Weckmann, Gesine Werner (Frauen in Schwarz Kreativ),
Moritz Wittler, Evelin Zäh (Mitgl. SPD und AWO), Laura & Lea Zäh, Tim & Helen
Zehner. (Stand 31.10.02)
Weitere
Unterstützer:
AradiaN
(Musikgruppe aus Wiesbaden und Hildesheim), Angelika Baluff, Karola Befard, Dr. Helga
Brennneis (Stadtverordnete), Mechthilde Coigné, Oliver Dzierzon, Doris Hegemann, Erika
Enders, Erika Geißler, Gabriele Weiland, Guido Martini, Gunther Praml, Ingrid Rieder, H.
Schatz, M. Langhein, Manuel Mergen, Peter Weiss, Roswitha Schmäche, Gerhard Strauch
(Rechtsanwalt), Ulrich Ringel, Ursula van Aaken (Stadtverordnete in Taunusstein), Uwe
Paulus, Evelyn Zell.
... und täglich werden es
mehr.